Nach der erfolgreichen Premiere 2023 haben wir in diesem Jahr in Kooperation mit dem Landesverband 1 des DVF (Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern) erneut einen Sonderwettbewerb zur seriellen Schwarzweißfotografie durchgeführt. Die Mitglieder des gesamten DVF sowie die Leserinnen und Leser von SCHWARZWEISS waren aufgerufen, ihre besten Serien bestehend aus vier bis sechs Fotos zum Thema »Energie« einzureichen. Das Wettbewerbsthema war bewusst offen ausgelegt: Die Teilnehmer konnten sich mit der Energiegewinnung in Zeiten des Strukturwandels auseinandersetzen, wie auch die zwischen Menschen oder Tieren herrschende Energie fotografisch umsetzen oder auch eine »freiere« Interpretation wählen.
Die Jury setzte sich in diesem Jahr zusammen aus Maike Jarsetz (Fotografin, Trainerin, Autorin), Andreas Kesberger (Autor, Fotoingenieur, Geschäftsführer der »Fotopioniere« in Berlin) und Patrick Brakowsky (Chefredakteur SCHWARZWEISS). Nach einer Vorauswahl traf sich die Jury Ende März via Zoom, um die Gewinnerserien zu bestimmen.
Die Beurteilung der Einreichungen, das zeigte sich schnell, unterschied sich enorm von jenen unzähligen Wettbewerben, die sich auf Einzelbilder beschränken. Natürlich muss auch jedes einzelne Bild einer Serie für sich gelungen sein – technisch, kompositorisch oder hinsichtlich der Schwarzweiß-Umsetzung. Doch eine Serie verlangt darüber hinaus noch einiges mehr: Schlüssigkeit, Stringenz, stilistische Einheitlichkeit oder das Vermeiden von Wiederholungen beispielsweise. Im Verlauf der Diskussion wurde schnell deutlich, dass die Vorstellungen, was eine gelungene Serie ist, unter der Jurorin und den Juroren, durchaus ähnlich war; dass es eben nicht um das spektakuläre Einzelbild geht, sondern um die Geschlossenheit einer Bildauswahl zu einem konkreten Thema. Gleichwohl kamen diskussionswürdige Fragen auf, beispielsweise ob eine Serie zugleich auch eine Geschichte erzählen »muss« oder ob sie auch auf einer rein ästhetischen Ebene funktionieren »darf«.
Am Ende konnten sich die Juroren auf ein Ergebnis einigen, mit dem alle zufrieden waren. Die vier ausgewählten Gewinnerserien decken ein breites stilistisches wie inhaltliches Spektrum ab und veranschaulichen einmal mehr die Vielseitigkeit der Schwarzweißfotografie, jenseits ihres rein ästhetischen Charakters.Bernd Walz‘ Siegerserie Energiewende überzeugte die Jury von Anfang an. Auch ohne begleitenden Text sieht man den Bildern an, dass ihr Autor sich intensiv mit seiner Motivwelt auseinandergesetzt hat. Jedes der Fotos beschreibt eine eigene Facette des komplexen Themas Strukturwandel und durch die Zusammenstellung der fünf Aufnahmen wird eine zusammenhängende Geschichte über Veränderung erzählt. Die über zehn Jahre fotografierte Serie richtet ihren Blick auf die markanten Elemente einer vom Braunkohletagebau geprägten Landschaft – vom aktiven Kraftwerk über die Narben in der Landschaft bis zur Entstehung einer neuen Form von Landschaft, die den Menschen am Ende wieder zugute kommt. In fein ausgearbeitetem, harmonischem Schwarzweiß ohne harte Kontraste vermittelt die Bildzusammenstellung Offenheit: weder verurteilt sie die Vergangenheit des Kohleabbaus noch romantisiert sie die Schaffung einer neuen Seenlandschaft.
für die Jury von Patrick Brakowsky
Wasser bildet eine der wichtigsten Energiequellen unserer Erde. In den letzten Jahren hat es zur Regenzeit im nördlichen Botswana wenig oder überhaupt nicht geregnet. Zu Beginn der letzten Regenzeit im November 2024 änderte sich diese Situation, eine „normale“ Regenzeit begann bereits früh mit den ersten Regenfällen.
Der Chobe River stieg an und die Vegetation zeigte ein sattes Grün. Von diesem Wasser wird auch die Energiegewinnung am Lake Kariba partizipieren, das dortige Wasserkraftwerk wurde bereits 1959 in Betrieb genommen und versorgt Sambia und Zimbabwe mit Strom.
Besonders die Tierwelt gewinnt durch den Regen sichtbar an Energie. Große Elefantenherden leben im Chobe Nationalpark und benötigen das Wasser für ihr Überleben. Der Überfluss der letzten Regenzeit lässt die Energie dieser großen und intelligenten Tiere besonders sichtbar werden. Bereits die Kleinsten der Gruppe werden durch ihre Mütter früh an das Wasser gewöhnt. Schwimmen und Plantschen gehört neben dem lebensnotwendigen Trinken zur Routine. Die unbändige Energie wird aber erst beim ausgelassenen Spiel der erwachsenen Elefanten spürbar.
Mein Ziel war es, die durch das Wasser generierte Energie der Elefanten sichtbar werden zu lassen und die Freude im und am Wasser zu zeigen. Am Hochufer des Chobe River sind einige Einstiege in den Fluss erkennbar. In einem kleinen Boot wartete ich im Februar 2025 am Rand eines solchen Einstiegs am Ufer und hatte Glück. Über fast 2 Stunden kamen immer wieder Elefantengruppen zum Trinken und ausgelassenen Baden.
Die Energiequelle Wasser ist nicht nur für uns Menschen von immenser Bedeutung. Das gesamte Ökosystem benötigt Wasser zum Überleben. Mein Ziel mit dieser Serie ist es, die durch einen ausreichenden Wasservorrat entstehende Energie zu zeigen und damit, dass wir nicht alleine auf der Erde sind und diese Energie verbrauchen dürfen.
Ist (regenerative) Energie die neue Landwirtschaft? Diese Frage drängt sich auf, wenn man auf Autobahnen oder mit der Bahn durch die weiten Landschaften, besonders im Osten Deutschlands, fährt. Windräder und Solarparks prägen das Bild, ergänzt durch massive Überlandleitungen, die den monotonen Acker- und Weidelandschaften markante Strukturen hinzufügen.
Ein großer Teil der deutschen Landschaften besteht aus landwirtschaftlich genutzten Hochleistungsflächen, die zunehmend auch für die Energieproduktion genutzt werden. Überlandleitungen, hoch aufragende Windräder und weitläufige Solarparks sind in den letzten Jahren zu gewohnten Elementen in der Natur geworden. Sinnbilder für den Wandel weg von einer fossilen Energiewirtschaft. Diese industriellen „Energie-Landschaften“ entsprechen allerdings nicht einem idealisierten Bild von natürlicher Schönheit und ländlicher Idylle. Wenn man jedoch zu bestimmten Zeiten und genau hinschaut, offenbart sich dem Auge eine eigene Ästhetik: Wenn Hochspannungsleitungen in der späten Nachmittagssonne glänzen oder Windräder aus dem Schwarz frisch gepflügter Äcker wie eigenartige Gewächse emporragen.
Die Idee zu dieser Fotoserie entstand bei einer Radtour von Weimar nach Erfurt. Wie oft in der Fotografie war nichts im Voraus geplant. Am Vormittag bei direktem Licht waren die Strukturen uninteressant und fielen kaum auf. Doch im späteren (Gegen-)Licht und Dunst wurden sie zu filigranen Mustern und Formen. Ein Traktor und ein Anhänger erscheinen winzig klein als Silhouetten in diesem Bild – wie Ameisen in einer großen Landschaft. Ich bin in meiner Fotografie in der Landschaft immer auf der Suche nach Mustern und Strukturen. An diesem Nachmittag wurden sie mir an einem Abschnitt meiner Fahrt perfekt dargeboten.
Nur wenige der eingereichten Serien zeigten Menschen und so freuten sich die Juroren über Barbara Westphalens Geschichte über das Feuermachen der San in Namibia. Unter schwierigen Lichtverhältnissen dokumentierte sie den Vorgang der traditionellen Handdrillmethode und zeigt damit nicht nur einen selten beobachteten Vorgang, der uns an die Urform menschlicher Energiegewinnung erinnert, sondern sie berichtet auch von den Menschen und ihrer Interaktion untereinander.
für die Jury von Patrick Brakowsky
Die Nutzung des Feuers war die erste Form der Energiegewinnung der Menschheit.
Ein Besuch der San und Damara in Namibia inspirierte mich, ihre traditionelle Art des Feuermachens mit Stöcken fotografisch für den Wettbewerb: Energie, umzusetzen.
Schon vor tausenden von Jahren lernte der Mensch, Feuer zu nutzen. Dieses war die entscheidende Erfindung des Urmenschen, die ihn vom Tier unterschied. Sie legte den Grundstein für spätere Energienutzung wie die von Wind-, Wasser- und fossilen Brennstoffen. Ohne sie wäre die Zivilisation, wie wir sie kennen, nicht möglich gewesen. Das Feuer bot Wärme und Schutz vor Kälte. Gekochte Nahrung erleichterte die Verdauung, das Licht des Feuers schreckte wilde Tiere ab und bot Gelegenheit für sozialen Austausch.
Die fotografierte Handdrill- oder Feuerbohrmethode, ist eine traditionelle Technik, die die Buschmänner in Namibia seit Jahrtausenden verwenden. Hierfür werden 2 Arten Holz verwendet, ein hartes, für den Bohrer und ein weiches für die Mulde. Der Feuerbohrer wird senkrecht in eine Vertiefung des weicheren Holzes gesetzt und zwischen den Handflächen schnell hin- und hergedreht. Durch Druck entsteht Reibungshitze und der entstandene Holzstaub beginnt zu glühen. Die Glut wird vorsichtig auf ein Zundernest aus trockenem Reisig übertragen. Durch Pusten wird das Feuer entfacht. Die Methode erfordert Geschick, Ausdauer und Erfahrung.
Meine fotografische Herausforderung bestand darin, die Männer und die Dramatik des Augenblicks in extremen Lichtverhältnissen, sehr starken hell/ dunkel Kontrasten und unter schneller Bewegung einzufangen. Eigentlich lebte die Situation optisch von den farblichen Kontrasten und Schattierungen der natürlichen Materialien der Umgebung und dem orangen Schein der Flamme, dieses in Schwarz/ Weiß auszudrücken erforderte einen sensiblen Umgang mit den Tonalitäten in der Postproduktion. Die gewählte Reihenfolge und die Bildauswahl entsprechen dem Ablauf der Feuer Entzündung.
am 31. März 2025 haben die Jury-Mitglieder Maike Jarsetz, Andreas Kesberger und Patrick Brakowsky aus den 17, in einer Vorjurierung ausgewählten Serien (Shortlist) in einer knapp zweistündigen Jurysitzung mit sehr angeregter und wertschätzender Diskussion die 4 besten Einreichungen ausgewählt.
Gerne geben wir hiermit die Auswahl und Platzierungen bekannt:
Der erfolgreichen Autorin und den erfolgreichen Autoren gratulieren wir zu ihren Erfolgen ganz herzlich.
Bei allen 46 Teilnehmenden bedanken wir uns sehr, waren doch zu dem anspruchsvollen Thema viele sehr beeindruckende fotografische Serien-Ideen eingereicht worden.
Auch der Jury sei hier nochmals für ihre ausgezeichnete Jury-Arbeit gedankt.
Die vorgenannten Gewinner werden in den kommenden Tagen den jeweiligen Sachpreis auf dem Postweg erhalten. Mitte April werden die vier erfolgreichen Serien an dieser Stelle und - wie angekündigt - ca. Anfang Juni in der Ausgabe 166 des Magazins SCHWARZWEISS präsentiert.
Der Sonderwettbewerb zur künstlerisch-konzeptuellen Schwarzweißfotografie, den das Fotomagazin SCHWARZWEISS in Kooperation mit dem Landesverband Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern im DVF (Deutscher Verband für Fotografie e.V.) veranstaltet, geht in die zweite Runde. Unter dem Wettbewerbsthema »Energie« sind ambitionierte Fotografinnen und Fotografen erneut aufgerufen, eine zusammenhängende Serie, bestehend aus vier bis sechs künstlerisch-konzeptuellen Schwarzweißfotografien, digital einzureichen. Dabei ist neben gestalterischer und technischer Qualität auch eine überzeugende Dramaturgie gefragt.
Das Wettbewerbsthema »Energie« ist bewusst offen ausgerichtet: Sowohl eine inhaltliche Auseinandersetzung mit der Energiegewinnung heute und in der Vergangenheit ist möglich wie auch eine freiere Interpretation des Themas: Wie lässt sich Energie an bestimmten Orten – im urbanen Raum wie in der Natur – in Bildern festhalten? Wie kann man die Energie, die zwischen Menschen herrscht, fotografisch umsetzen? Der Kreativität kann also freier Lauf gelassen werden!
Teilnahmeberechtigt sind alle SCHWARZWEISS-Leserinnen und -Leser sowie die Mitglieder des gesamten DVF. Einsendungen können im Zeitraum vom 01. Februar 2025 bis spätestens zum 16. März 2025 erfolgen.
Wir sind gespannt auf Ihre Bilder!
Die Ausschreibung kann hier als PDF heruntergeladen werden: