Fotografie News - Landesverband Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern

  • 17.01.2023 Hintergrundwissen

    Hannah Villiger

    "Hannah Villiger war Bildhauerin, ihre Arbeiten Skulpturen und ihr Medium die Fotografie."





    Die Ausstellung „Hannah Villiger: Amaze Me" wurde von Madeleine Schuppli & Yasmin Afschar in Zusammenarbeit mit der Stiftung „The Estate of Hannah Villiger“ kuratiert. Sie dauert bis zum Juli 2023.

    Hannah Villiger (1951‒1997) ist eine der wichtigsten Künstlerinnen der Schweiz, zu Lebzeiten eine Pionierin der zeitgenössischen künstlerischen Fotografie. "Hannah Villiger war Bildhauerin, ihre Arbeiten Skulpturen und ihr Medium die Fotografie." Sie war ihrer Zeit weit voraus. „Hannah Villiger: Amaze“ me ist die grösste Ausstellung, die der Künstlerin seit über 15 Jahren gewidmet wurde

    Gezeigt werden grossformatige, auf Polaroidfotos basierende Werke, die sich mit Körperbildern und Selbstbildern beschäftigen. Sie kann als eine künstlerische Forscherin bezeichnet werden, die mit ihren Bilder gesellschaftspolitische Themen aufruft und zur Diskussion stellt. Die Ausstellung umspannt in den 1970er-Jahren entstandene Zeichnungen, ihre Schwarz-Weiss-Fotografien bis hin zu ihren Werken mit der Polaroidkamera, die ab den 1980er-Jahren entstanden.

    Es sind fragmentarische Nahaufnahmen ihres eigenen Körpers zu sehen, die vergrößert auf Aluminium aufgezogen wurden. Die raumbezogen Ensemble lassen spannende Perspektiven zu, vielfältige Blicke auf Körperdetails.  Es werden Einzelaufnahmen gezeigt und sogenannte „Blöcke“  großformatige Assemblagen von bis zu 15 quadratischen Bildtafeln. Vieles wurde zuvor noch nie gezeigt.

    Auf der Website des Museums ist zu lesen: „Die Ausstellung erweitert den Blick auf Villiger um gegenwärtige Themen- und Fragestellungen. Im Fokus stehen etwa die Repräsentation des weiblichen Körpers, die Fremd- und Eigenperspektive auf die Physis, die Einordnung in den Mediendiskurs, Fragen von Oberfläche, Raum und Körper und die Objektivierung des Körpers. Die Haut – dort, wo der Mensch mit seiner Umwelt in Dialog tritt – stellt bei Villiger einen Schauplatz brisanter Fragestellungen nach Gender und Ethnie, Versehrtheit und Heilung dar. Der Körper ist das hauptsächliche Arbeitsmaterial der Künstlerin. Er begegnet uns abstrahiert oder dekonstruiert; kann menschlichen, aber auch pflanzlichen oder künstlichen Ursprungs sein. Obschon mit Villigers frühem Tod ihr Schaffen ein abruptes Ende nahm, weisen ihre Arbeiten ungebrochen in die Gegenwart.“

    Villiger Arbeiten sind von hoher Aktualität. In der Ausstellung sind drei junge Künstlerinnen zu sehen, deren Arbeiten sich mit vergleichbaren Themen auseinandersetzen. Den Betrachter:innen werden werden spannende Dialoge eröffnet.  Alexandra Bachzetsis, Lou Masduraud und Manon Wertenbroek steuern aktuelle Positionen bei.

    Auf der Website des Museums ist zu den korrespondierenden aktuellen Postionen zu lesen: „In Bachzetsis Videoinstallation This Side Up, die in Zusammenarbeit mit Julia Born entstand, ist die Künstlerin zu sehen, die sich trotz begrenztem Raum in alle Richtungen bewegt, vergleichbar mit Villiger , die ihren eigenen Körper vor der Linse ihrer Polaroidkamera windet, dreht und verformt. Masduraud überdenkt mit Petrifying basin (kisses with the nymphs), einer skulpturalen Installation und kleinen Wandobjekten, auf spielerische und sinnliche Art das organische Leben neu und verankert mythologische Traditionen in der Gegenwart. Schliesslich thematisiert Wertenbroek mit einer Auswahl von Objekten die Grenzen zwischen der Haut und der sie umgebenden Welt und reflektiert Themen wie ent- und verhüllen.“

    Eine im März erscheinende Monografie, die den neuesten Stand der Forschung zu Hannah Villigers Praxis und Einfluss widerspiegelt, soll die  Ausstellung ergänzen. Villiger wird oft als Künstlerin mit einer gewissen Vorbildrolle gesehen, was die Herausgeberinnen dazu inspirierte, Künstlerinnen und Künstler aus ihrem Umfeld für Textbeiträge einzuladen, wie Katja Schenker, Beat Streuli und Claudia und Julia Müller.


    https://www.hannahvilliger.com/texte/jolanda-bucher

    https://www.muzeumsusch.ch/de/1642/Hannah-Villiger-Amaze-Me