Fotografie News - Landesverband Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern

  • 17.10.2022 Hintergrundwissen

    Die Abbildungen des Kaiser Augustus...

    … oder die politische Ikonographie im alten Rom








    Visuelle Repräsentationen spielten im Übergang von der Römischen Republik zum Kaiserreich eine wesentliche Rolle. Eine in Hamburg im BUCERIUS KUNST FORUM noch bis 15.01.2023  laufende Ausstellung widmet sich einem Großmeister der politischen Ikongraphie. Es geht um Kaiser Augustus, der am 23.09.63 v. Chr. als Gaius Octavius in Rom geboren wurde und im Jahr 14 n. Chr. in der Nähe von Neapel starb. Es geht um die Bildpolitik des ersten römischen Kaisers. Er hat die politische Ikonographie so wie wir sie bis heute kennen, wesentlich mitgeprägt. Spannend für alle Fotograf:innen und Bildaffine, die sich mit der Wirkung politischer Abbildungen in einem historischen Kontext beschäftigen.

    Die Ikonographie beschäftigt sich mit der expliziten Inszenierung politischer Macht mit den verschiedenen Repräsentationsformen wie Malerei, Fotografie, Film, Architektur und Skulptur. Sie kommunizieren in Teilen ausdrücklich polnitische Informationen und Botschaften der Propaganda. Oft gehören Repräsentationen aber nicht ausdrücklich dem Bereich des Politischen an, sagen aber viel aus über die soziale und kulturelle Verfasstheit der Welt in einer bestimmten historischen Epoche aus. Auch das hat viel mit Politik zu tun.

    Der Titel Imperator entstammt der Huldigung der Soldaten im römischen Reich, die sie ihrem Anführer entgegenbrachten. Nach der siegreichen Schlacht wurde der Sterbliche von seinen Soldaten mit dem unsterblichen Gott Jupiter verglichen und Imperator genannt.

    Aus der Huldigung entwickelten sich eine Amtsbefugnis, in Kriegs- wie in Friedenszeiten, die vom Senat verliehen wurde. In Rom gab es verschiedene imperia, die dem Träger mit der Macht ausstatteten, eine bestimmte Ordnung herzustellen, zu entwicklen und zu bewahren. Heute würde man Begriffe wie Amt und Zuständigkeit verwenden. Das Imperium war zunächst zeitlich begrenzt, erst Caesar und dann Augustus wurde das Imperium vom Senat mit unbefristeter Wirkung verliehen. Aus einer inhaltlich und räumlich begrenzten Amtsbefugnis wurde eine Macht, die die ganze damalige Welt umfasste.

    Eine neue Staatsform war entstanden und die Bilder, die der Darstellung und Glorifizierung dieser Staatsform und ihrem Träger dienten, sind in der Tat eine Ausstellung wert. Augustus inszenierte sich als ewiger Sieger, Bewahrer einer stabilen politischen Ordnung und Verbreiter des Rechtsstaates. Die Darstellungen des Augustus als Priester betonen die religiöse und moralische Funktion des Imperators. Die Macht war an seine Person gebunden und so verwundert es nicht, dass die Abbildungen des Augustus Porträtcharakter aufwiesen, sprich Ähnlichkeit mit der Person anstrebten.

    Unverkennbar sind die Parallelen zu den Diktatoren der Neuzeit, die sich die Möglichkeiten und Wirkmechanismen der politischen Ikonographie heute wie damals gezielt zu nutze machen. Insofern ist die Ausstellung auch ein wunderbares und wichtiges Stück politischer Bildung im 21. Jahrhundert.

    Klasse finde ich auch, dass sich eine Zeitschrift für Fotograf:innen mit der Ausstellung beschäftigt. Ein Dank geht an das BUCERIUS KUNST FORUM und die Docma.

    Christoph Linzbach



    https://www.docma.info/blog/augustus-kunst-und-politik

    https://www.buceriuskunstforum.de/