Fotografie News - Landesverband Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern

  • 07.06.2021 Hintergrundwissen

    Ein Blick zurück.....


    In den 90er Jahre des letzten Jahrhunderts veränderten sich die Rahmenbedingungen für Amateurfotografen grundlegend. Das oft strapazierte Wort „Paradigmenwechsel“ scheint hier treffend und angemessen zu sein. Mit der  Einführung der digitale Fotografie erfolgten Bildwandlung und bildgebendes Verfahren auf digitaler Basis. Das war technisch gesehen etwas vollständig Neues und störte den Seelenfrieden vieler Fotografen erheblich. Wer erinnert sich nicht an die in der Szene teils heftig geführten Diskussionen um die Vorteile und Nachteile von digitaler und analoger Fotografie bzw. über die Legitimität der neuen digitalen Welt? Viele Amateurfotografinnen und Amateurfotografen durchlitten einen schwierigen Ablösungsprozess, dessen Auswirkungen lange nachwirkten. Diese Zeiten sind längst vorbei. Der Rückblick bleibt gleichwohl interessant.

    Auf der Computerfachmesse CeBIT stellte die Firma Dycam 1991 die erste wirklich digitale Kamera unter dem Namen Model 1 vor. Das Motto der Photokina  im Jahr 1993 lautete „digital total“ und zeigt damit die fulminante Entwicklung der Technik. Mit der Coolpix 900 brachte Nikon 1998 seine dritte digitale Kompaktkamera heraus, die erstmalig auch gehobenen Ansprüchen von Amateurfotografen genügte. Das zweigeteilte Gehäuse mit schwenkbarer Objektiveinheit war zuvor bereits von Casio eingesetzt worden. Die Nikon verfügte über seinen Sensor mit 1,3 Megapixel, ein lichtstarkes Zoomobjektiv und viele nützliche Funktionen. Die Coolpix war damals im Vergleich zu ihrer Konkurrenz beim Zoomen flott unterwegs. Die Coolpix 900 erlaubte dank des 28 mm Filtergewinde eine Erweiterung der Bildwinkel durch Fisheye-, Weitwinkel- und Televorsätze. Aus heutiger Sicht muten diese Merkmale dennoch langsam, leistungsschwach und umständlich an.

    Das aktuelle, sicher überschaubare Revival der analogen Fotografie macht deutlich, dass es Merkmale dieser Art des Fotografieren geben muss, die von zeitloser Qualität sind. Ich denke, dass anlog zu fotografieren für junge Leute mehr ist als nur ein schicker Retrotrend oder die momentane Befriedigung einer romantischen Sehnsucht, die mit der Entdeckung einer analogen Kamera auf dem Dachboden verbunden ist. Künstler sehen in Verfahren wie Pigmentdruck, Platindruck und der Nassplattenfotografie einen essentiellen Teil ihres Arbeitsprozesses. Das Handwerkliche ist Teil des Kunstwerks, das seinen Ausdruck in einer bestimmten Optik und Haptik findet, die originär erscheint und nicht in einem Bildbearbeitungsprogramm nachgestellt.

    Es lohnt sich, einen Blick zurück in die Geschichte der digitalen Fotografie zu werfen und sich mit Praxis der analogen Fotografie auseinanderzusetzen, die noch nicht ganz ausgestorben ist. Gerade für die künstlerisch orientierten Amateurszene hat entschleunigtes, überlegtes Fotografieren einen hohen Stellenwert. Die digitale Technik hat das Fotografieren beschleunigt und vieler Hinsicht verbessert. Das wollen wir Amateure heute nicht mehr missen. Aber man kann auch mit digitalen Kameras entschleunigt und überlegt fotografieren.

    Wer von dem Blick zurück profitieren möchte, der wird im Netz fündig. Verweisen will ich hier nur auf die Homepage digicammuseum.de, die aus einem virtuellen Museum einer Kamerasammlung herausgewachsen ist. Die Seite ist werbefrei, ein reines „Spaßprojekt“ und als Austauschplattform für Sammler und Fotogbegeisterte gedacht. Dann informiert die Zeitschrift Fotohits über Kameraklassiker der Fotogeschichte. Ebenfalls lohnt sich ein analoger Besuch bei clickundsurr in der Gartenstrasse in Berlin. Ein Zurück in analoge Zeiten ist selbstverständlich für die meisten keine Option, aber der Blick zurück in die Kamerageschichte kann nicht schaden.

    Christoph Linzbach


    https://www.fotohits.de/themen/report/serie-klassiker-der-kamerageschichte/

    http://clickundsurr.de

    http://www.digicammuseum.de