Fotografie News - Landesverband Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern

  • 01.04.2021 Hintergrundwissen

    Frauen in der Architektur

    Rückblicke, Positionen und Ausblicke

    Gut, das ist jetzt kein Buch über Fotografie im eigentlichen Sinne. Dennoch ist der  Bezug zur Fotografie evident. Architektur unterscheidet sich vom allgemeinen Bauen durch ihre besondere gestalterische Qualität. Das macht sie zu einem bevorzugten Motiv für Fotografinnen und Fotografen. So manches moderne Bauwerk wird zur Pilgerstätte für Bildermacher.

    Es geht in dem Bildband um Funktion und Ästhetik von Gebäuden, die von 36 international anerkannten Architektinnen konzipiert wurden. Jede dieser Architektinnen kommt mit einem Projekt zu Wort und ins Bild. Es ergibt sich ein vielfältiges Panorama moderner Architekturpionierinnen, deren Ansatz und Werke  dem Leser mit kurzen Essays nahegebracht werden.

    Fotografen und Fotografinnen setzen Räume in Flächen um und suchen dabei oft nach grafisch interessanten Strukturen. Architektinnen und Architekten gestalten Räume. Daraus ergibt sich ein Spannungsverhältnis.

    Es ist eine Herausforderung, in einem Foto den Wesenskern einer Architektur oder den künstlerischen Ansatz einer Architektin festzuhalten. Das gelingt mit einigen Fotos sehr gut, während andere einen schlichten dokumentarischen Charakter haben. Gerade scheinbar „unauffällige“ Architektur scheint manche Fotografen zu verleiten, eher spärlichen Gebrauch von ihren fotografischen Möglichkeiten zu machen. Ich habe andererseits den Eindruck, dass es nicht leicht ist, künstlerisch anspruchsvolle Architektur fotografisch angemessen umzusetzen. Das Besondere der im Buch gezeigten Architektur springt Fotografen oft regelrecht an. Er oder sie müssen sich schon genau überlegen, woraus die eigene Leistung bei der Ablichtung solcher Architekturikonen besteht.

    Das Buch ist jedenfalls eine Fundgrube für architekturbegeisterte Fotografinnen und Fotografen, die eingeladen sind, tiefer in das Werk der gezeigten Architektinnen einzusteigen.

    Wir können uns beispielsweise glücklich schätzen, dass die geniale Zaha Hadid auch in Deutschland gebaut hat. Sie schaffte ihren Durchbruch mit einem Feuerwehrhaus 1993 in Weil am Rhein. Der Wettbewerb für das Opernhaus in Cardiff wurde drei Mal ausgeschrieben und drei Mal gewann sie diesen Wettbewerb. Erst dann durfte sie bauen. Ihr organischer und fließender Baustil wurde anfangs mehr als kritisch beäugt. Am Ende setzte sie sich durch und wird heute uneingeschränkt bewundert. Das Phaeno in Wolfsburg ist riesig und doch schwebt das Gebäude und wirkt leicht.  Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass dieses Gebäude eine kaum zu erschöpfende Quelle von Ansichten ist, die für Fotografinnen und Fotografen bereichernd und herausfordernd zugleich sind. (Foto des Autors)

    Das im Hatje Cantz Verlag erschienene Buch ist Ende April wieder lieferbar. Dem Verlag und natürlich der Herausgeberin Ursula Schwitalle ist ausdrücklich für die Würdigung der 36 Architektinnen zu danken.

    Christoph Linzbach


    https://www.hatjecantz.de/frauen-in-der-architektur-7897-0.html